Das Smartphone – bei vielen ist es ein ständiger Begleiter. Zu Hause, im Büro, im Wartezimmer oder im Bus: Stets griffbereit, um bei eingehenden Nachrichten oder Telefonaten direkt zu reagieren. Ist das als Sucht oder als „normal“ einzustufen? Vor allem in den Zeiten der Pandemie, in der wir uns teilweise gar nicht treffen durften, wurde das Smartphone zum ständigen Begleiter.
Laut einer Studie der Universität Bonn aktivieren Smartphone-Nutzer durchschnittlich 53 mal täglich ihr Handy. Etwa 2 Stunden sollen wir täglich mit dem Smartphone verbringen, wobei die ständige Erreichbarkeit einen hohen Stellenwert einnimmt. Kaum klingelt, brummt oder vibriert das Smartphone, werfen viele einen Blick auf das Gerät und checken, was gerade eingegangen ist. Selbst während einer Unterhaltung werfen viele Smartphone-Nutzer einen Blick auf das Display, um up-to-date zu sein. Kann man in diesen Fällen schon von einer Smartphone-Sucht sprechen oder ist es einfach nur unhöflich, sich vom Gesprächspartner abzuwenden und einen Blick auf das Handy zu werfen?
Smartphone-Sucht? – ab wann gilt man als „süchtig“?
Der Begriff Smartphone-Sucht ist irreführend, denn es ist nicht das Handy, das uns süchtig macht, sondern dessen Inhalte. Es sind die sozialen Medien, die Apps wie Facebook oder Instagram oder Spiele, die uns in ihren Bann ziehen. Zudem sind manche Funktionen an das Smartphone ausgelagert, wie beispielsweise die Verwaltung von Terminen oder das Abrufen von Mails über das Gerät. Aus dem Grund ist es laut Professor Dr. Christian Montag, dem Leiter der Abteilung Molekulare Psychologie der Universität in Ulm schwierig, die Grenze zwischen Sucht und sinnvoller Nutzung zu ziehen.
Ein Unternehmer, der viel unterwegs ist und seine Geschäfte von unterwegs managt, greift sehr häufig zu seinem Smartphone – um mitunter Mails zu lesen oder zu schreiben und mit den Kunden in Kontakt zu stehen. Er nutzt das Smartphone somit viele Stunden täglich, wird aber in der Regel nicht als „Handy-Süchtiger“ eingestuft.
Fünf Anzeichen, die die Smartphone-Sucht belegen sollen
- Hast du Schwierigkeiten, deine Smartphone-Nutzung zu kontrollieren? Du verbringst viel Zeit mit dem Handy und im Internet? – mehr als dir lieb ist?
- Steht die Nutzung des Handys für dich im Vordergrund? Verzichtest du auf Dinge des täglichen Lebens, um mehr Zeit am Smartphone zu verbringen?
- Du bist durch die vermehrte Handynutzung unkonzentriert, deine Noten in der Schule werden schlechter oder du kannst dich auf der Arbeit nicht mehr konzentrieren?
- Du zückst auch dein Smartphone, während du dich mit Freunden oder anderen Menschen unterhältst und wirfst ein Blick darauf?
- Du wirst nervös und unruhig, wenn du über einen längeren Zeitraum keinen Blick auf dein Smartphone geworfen hast?
Smartphone-Sucht – das können Betroffene dagegen tun
Inseln schaffen ohne Handy
Betroffene können sich Inseln schaffen, in denen sie ungestört sind. So bleibt beispielweise beim gemeinsamen Abendessen das Handy im Wohnzimmer – was für alle Beteiligten gilt. So besteht die Möglichkeit, sich ungestört zu unterhalten und die Erlebnisse des Tages auszutauschen. Auch beim Spaziergang ruhig mal das Handy zu Hause lassen – oder es ganz unten in der Tasche verstauen, um es für Notfälle greifbar zu haben.
Wieder auf alte Gewohnheiten zurückgreifen
Viele lassen sich morgens vom Smartphone wecken. Ein herkömmlicher Funkwecker tut ebenso seine Dienste und verführt nicht, einen Blick darauf zu werfen, ob vielleicht jemand eine Nachricht geschrieben hat. Auch die klassische Armbanduhr kann nochmals zum Vorschein kommen. Statt die Uhrzeit auf dem Smartphone abzulesen, was wieder einen Griff nach dem Gerät bedeutet, kann die Uhrzeit auf der Armbanduhr abgelesen werden.
Bei Fahrten mit dem Auto, dem Bus oder der Bahn hat man früher – ohne Handy – aus dem Fenster geschaut. Auch dies ist heute möglich, weshalb das Smartphone während solcher Fahrten in der Tasche bleiben sollte. Die Gedanken schweifen lassen, die vorbeiziehende Landschaft auf sich wirken lassen, kann durchaus inspirierend sein.
Push-Nachrichten deaktivieren
Eine eingehende Mail oder eine WhatsApp-Nachricht verursachen bei den meisten Smartphone-Nutzern einen Ton. Kaum ist dieser Ton erklungen, geht der Griff zum Handy und der Blick aufs Display. Das Deaktivieren dieser Push-Nachrichten verschafft mehr Ruhe und reduziert den Blick auf das Handy. Es muss nicht immer auf jede Nachricht direkt reagiert und geantwortet werden.
Smartphone aus dem Raum verbannen
Bei Tätigkeiten, die Konzentration erfordern, sollte das Handy erst gar nicht in greifbarer Nähe sein. Besser ist es, wenn das Smartphone außerhalb des Raumes ist, um eine Ablenkung zu vermeiden.